Große Kehrtwende der Notenbanken

Im Juni legten die Finanzmärkte auf breiter Front und teilweise deutlich zu. Die wichtigsten Leitindizes für Aktien stiegen zumeist im oberen einstelligen Prozentbereich.

Woher kam die gute Stimmung? Erwin Lasshofer und das INNOVATIS Team sehen im Juni ein überaus bemerkenswerten Monat, in welchem die führende Noten zur großen Kehrtwende ansetzten. Zwar hat die US Fed in diesem Jahr noch keine Zinserhöhung durchgeführt, und ein solcher Schritt galt für dieses Jahr bislang als unwahrscheinlich. Doch nunmehr gehen Marktteilnehmer tatsächlich von einer Zinssenkung der US-Notenbank bis Jahresende aus. An den Finanzmärkten hat das bereits deutliche Spuren hinterlassen. Die Rendite für 10-jährige Staatsanleihen fiel von 2.7% am Jahresanfang auf nunmehr nur noch 2.0%. Das klingt zunächst nicht viel, hat aber für die Bewertung langfristiger Kapitalströme wie z.B. Anleihen mit langer Laufzeit oder zeitlich unbegrenzter Gewinnbeteiligungen (Aktien) eine ganz erhebliche Auswirkung.

Während US-Fed nach der Finanzkrise die wirtschaftliche Erholung für 9 Zinserhöhungen auf zuletzt immerhin 3% nutzen konnte, verharren die Zinsen auf Einlagen bei der Europäische Zentralbank seit über 3 Jahren im negativen Terrain. Folglich gibt es hier kaum Spielraum für stimulierende Maßnahmen durch die Notenbank. Angesichts drohender Konjunktursorgen dürfte es dennoch eine marginale Senkung um 10 Basispunkte im September geben. Auch Australien, Russland, Indien und China arbeiten an Zinssenkungen und weiteren stimulierenden Maßnahmen.

Angesichts der weltweit offenen Geldhähne überrascht es nicht, dass Gold (+8.0%) und Kryptowährungen bei den Investoren gefragt waren und deutlich stiegen. Den größten Zuwachs verzeichnete der Preis für Rohöl mit einem Zuwachs von 9.3%. Nach dem Absturz im Vormonat handelt es sich einerseits um eine technische Erholung. Andererseits haben die Anschläge auf Schiffe vor der Küste Irans doch für erhebliche Spannungen gesorgt, und sowohl geopolitisch als auch an den Finanz- und Rohstoffmärkten einige Nervosität verursacht. Daneben rangen die Staaten des OPEC-Kartells gemeinsam mit Russland um eine Verlängerung der Produktionsbeschränkungen zur Stützung des Preises. Auch hier sind die Konjunktursorgen ein gewichtiger Faktor, weil durch möglichen Nachfrageeinbruch zusätzliche Unsicherheit ins Spiel bringen.

Erwin Lasshofer und das INNOVATIS Team sehen den entscheidenden Belastungsfaktor für die Weltkonjunktur allerdings in den immer wieder vorgetragenen Angriffen auf den Welthandel. Aus der damit verbundenen Unsicherheit resultieren Hemmnisse für Investitionen und ökonomischen Ineffizienzen in der Allokation von Ressourcen. Leider ist es populär geworden mit kurzsichtigen Verteilungskämpfen auf Stimmenfang zu gehen, obwohl die volkswirtschaftliche Kooperation zu einem besseren Gesamtergebnis führt, bei dem beide Handelspartner gewinnen können. Vielmehr riskieren die Streitparteien sogar bewaffnete Konflikte mit hohen Rüstungskosten und ggf. unsäglichen Kosten durch Leid und Zerstörung.

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