Intermezzo

Der Monat Oktober brachte eine heftige Korrektur an den internationalen Finanzmärkten. Dabei verloren die Aktienmärkte rund um den Globus deutlich, beispielsweise Japan und Emerging Markets rund 9 %, die USA 7 %, die NASDAQ 9 % und Europa ca. 6 %.

Der Konfrontationskurs der populistischen Regierung Italiens gegenüber der EU ist ungewöhnlich scharf, kommt allerdings nicht gänzlich überraschend. Der Ausschlag der Renditen für zehnjährige italienische Staatsanleihen belegt eine neue Dimension der Sorge der Gläubiger um ihre Investitionen. Während die Renditen im europäischen und internationalen Umfeld stabil blieben, legten die Italiener auffällig zu. Aufgrund der hohen Gesamtverschuldung könnte für den italienischen Staatshaushalt schnell ein Teufelskreis aus steigenden Zinsen und sich verschlechterter Haushaltslage entstehen.

In einem bislang beispiellosen Vorgang will die Europäische Kommission mittels Strafandrohung bei der italienischen Regierung Haushaltsdisziplin einfordern. Letztere droht zwar nicht mehr mit einem Euro-Austritt, scheint aber vor einer Gefährdung und Schädigung der EU nicht zurückzuschrecken. Ein Ausscheren Italiens würde die Griechenland-Krise bei weitem übertreffen. Die Dimensionen liegen in Italien bei vielen Kriterien mindestens um den Faktor 10 höher, so dass sich die Frage nach einer möglichen Rettung durch die Euro-Partner gar nicht erst stellen würde. Die Wahrscheinlichkeit der italienischen Selbstzerstörung ist zwar nicht sehr groß, allerdings wäre der Schaden immens.

Das Intermezzo in der größten Wirtschaft Südeuropas scheint indes derzeit nicht geeignet, die Bewegungen der Finanzmärkte in Asien und Amerika zu erklären. Obwohl die Renditen von Staatsanleihen dort nahezu unverändert blieben, muss erneut die Angst vor einer möglicherweise unkontrolliert zunehmenden Inflation und folglich noch restriktiveren Geldpolitik der US-Notenbank als Erklärung herhalten. Es gibt tatsächlich Anzeichen für teils deutliche Preissteigerungen sowohl in den USA als auch in Europa und mahnende Rufe nach ersten Gegenmaßnahmen in Europa beziehungsweise engeren Zügeln in den USA. Allerdings müsste mit einem solchen Szenario auch ein Anstieg der Renditen verbunden sein. Bleibt also die Frage, ob die Aktionäre andere Ängste oder Einschätzungen als die globalen Anleiheinvestoren haben. Von den Unternehmenserträgen sind bislang keine Störungsmeldungen bekannt, die Berichtssaison startet allerdings erst. Als einziges Warnsignal auf eine konjunkturelle Abkühlung taugt vielleicht noch der Rückgang des Preises für Rohöl um rund 11 % im Oktober, welcher allerdings auf einen fulminanten Anstieg der Vormonate folgte und bislang schlicht eine technische Korrektur sein dürfte.

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